Historiker streiten darum, ob ein Deutscher als Erster mit Motor flog !
Schrieb er Luftfahrtgeschichte? Gustav Weißkopf aus dem mittelfränkischen Leutershausen vor seinem Motorflugzeug im Jahr 1901 (Quelle: Archiv/dpa) Der seit Jahrzehnten geführte Historikerstreit über den ersten Motorflug der Welt eskaliert in Deutschland: Waren wirklich zwei Amerikaner, die Gebrüder Wright, die Pioniere der modernen Luftfahrt oder war es vielleicht doch ein Deutscher namens Gustav Weißkopf?Der Braunschweiger Luftfahrthistoriker John Brown hat dem Luftfahrtkurator des Deutschen Museums in München, Hans Holzer, mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, falls dieser ihm weiterhin Fälschung und Täuschung vorwerfe. Zugleich forderte er Holzer zu einer Unterlassungserklärung auf.
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Hintergrund des Streits sind unterschiedliche Bewertungen eines unscharfen historischen Fotos, das nach Einschätzung Browns den Erstflug Weißkopfs im August 1901 in Bridgeport im US-Bundesstaat Connecticut belegt.
Brown gibt an, das Bild auf einer Aufnahme von Weißkopfs Stand auf der ersten Ausstellung des "Aero Clubs America" im Jahr 1906 in New York entdeckt zu haben. Der Historiker hatte das Foto vergrößern lassen.
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Gebrüder Wright gelten als PioniereAm Ergebnis dieser Arbeit entzündete sich die Kontroverse. Brown ist der Auffassung, so deutlich zu machen, "wie das Original hätte aussehen können", während Holzer selbst nach 32-facher Vergrößerung nur einen Schatten attestieren kann.
Bislang gelten offiziell die Brüder Wilbur und Orville Wright als diejenigen, denen - wenn auch nur für wenige Sekunden - im Dezember 1903 bei Kitty Hawk in North Carolina der erste Flug eines motorbetriebenen Fluggeräts gelang.
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Auf der Internetseite des Deutschen Museums heißt es, den Brüdern gebühre das Verdienst, "das erste flugfähige motorgetriebene Flugzeug entwickelt, gebaut und geflogen zu haben". Diese sich in zahlreichen Museen und Abhandlungen niederschlagende Annahme ist jedoch umstritten.
Holzer bezweifelt Existenz des FotosFür die Weißkopf-These gilt allerdings das Gleiche. Das von Brown präsentierte unscharfe Foto von Weißkopfs angeblichem Erstflug hat Holzer von Anfang an nicht überzeugt. Das im Original verschollene Bild sei gerade mal punktgroß: "Daraus eine Flugsituation der Weißkopfschen Flugmaschine herauszufiltern, finde ich sehr gewagt."
Holzer bezweifelt unter Berufung auf die gängige Luftfahrtliteratur sogar die Existenz eines solchen Fotos - des Originals.
Der Streit spitzte sich zu, als Holzer seine skeptische Haltung in einem Artikel für das Fachblatt "Fliegerrevue" darlegen wollte. Brown hatte neben dem umstrittenen Foto rund 300 historische Zeitungsberichte vorgelegt, in denen über Weißkopfs angeblichen Erstflug im Jahr 1901 berichtet worden war.
US-Medien thematisieren den StreitDer Luftfahrthistoriker verwahrte sich gegen die angeblich von Holzer formulierte Behauptung, das vorgelegte Foto sei "am Computer generiert" und "eine Rekonstruktion".
Inzwischen erklärte Holzer, der seinen Artikel zurückzog: "Ich werde mich nicht mehr weiter an der Auseinandersetzung mit Herrn Brown beteiligen." Sein Kontrahent warf ihm vor, mit seinen Zweifeln jede weitere Diskussion über die Forschungsergebnisse unterbunden zu haben.
Selbst in US-Blättern seien sie hingegen seit Wochen Diskussionsgegenstand. Auch Weißkopf können die Amerikaner im Zweifel als ihren Pionier erachten, wanderte er doch 1895 in die USA aus, um dort seine Arbeit fortzusetzen.
Als Vorbild diente ihm wie den Gebrüdern Wright der Preuße Otto Lilienthal, der als erster Mensch erfolgreich Gleitflüge mit einem Flugzeug unternahm.
Quelle: dpa, t-online.de