45.000 Menschen flüchten vor der Flut
"Die Soldaten sind Herr der Lage"
Unermüdliche Helfer im Kampf gegen das Hochwasser in Deutschland (Quelle: dpa) Nach tagelangem Kampf gegen die Fluten können Helfer und Anwohner in Magdeburg durchatmen: Der Elbepegel ist seit Sonntag deutlich gesunken und auch das bedrohte Umspannwerk ist durch die Fluten nicht mehr in Gefahr. Bei einem Ausfall wären Tausende Haushalte in Sachsen-Anhalts Hauptstadt ohne Strom gewesen.Rund 700 Soldaten sowie Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks hatten um das Umspannwerk gekämpft und in aller Eile noch einen Deich um das Gelände gebaut. Auch Einsatzkräfte aus Duisburg, Kleve und Wesel waren vor Ort und seien zum Teil bis zu 40 Stunden ohne Unterbrechung im Einsatz gewesen, berichtete "RP Online". In der kompletten Stadt hatten Tausende geholfen, Dämme gegen die Flut zu errichten.
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"Hochwasser geht schneller zurück als erwartet"Die Anlage im Stadtteil Rothensee ist für die Stromversorgung für etwa 30.000 Haushalte und einer Pumpstation, die das Abwasser der Stadt in eine nahe gelegene Kläranlage befördert, von entscheidender Bedeutung. Auch viele der Pumpen, die pausenlos durchsickerndes Wasser zurück in die Elbe schaffen, hätten im Katastrophenfall keinen Strom mehr gehabt. "Die Soldaten sind momentan Herr der Lage", sagte ein Sprecher der Bundeswehr am Montag im ZDF-Morgenmagazin.
"Das Hochwasser geht schneller zurück als erwartet", sagte eine Sprecherin der Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg. Am Morgen stand der Pegel gegen 9 Uhr bei 7,14 Metern, nachdem er am Sonntag auf die historische Höchstmarke von 7,46 gestiegen war.
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Prognosen wurden deutlich übertroffen "Es gibt ein leichtes Aufatmen, aber noch keine Entspannung", sagte Klaus Puchta von der Stadtverwaltung. Die Deiche und Sandsackwälle seien auch in den kommenden Tagen noch einer hohen Belastung ausgesetzt. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) betonte, Magdeburg bleibe auch in den kommenden Tagen "eine Stadt im Ausnahmezustand".
Die ursprünglichen Hochwasserprognosen für Magdeburg waren deutlich übertroffen worden. Der Pegel vom Wochenende lag mehr als 70 Zentimeter über dem des Jahrhunderthochwassers von 2002. Wegen drohender Überflutungsgefahr waren insgesamt mehr als 23.000 Menschen in Magdeburg zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden.
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Deichbruch im Landkreis Stendal Unterdessen haben die Einsatzkräfte in Sachsen-Anhalt im Kampf gegen das Hochwasser einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. In der Nähe von Fischbeck im Landkreis Stendal brach in der Nacht zum Montag ein Elbe-Deich auf einer Länge von 50 Metern. Die mehr als 400 Einwohner des Ortes wurde zur Evakuierung aufgefordert. Der Ort ist überflutet.
Auch in drei anderen Dörfern in der Nähe wurde vorsichtshalber die Evakuierung angeordnet. Wegen eines Deichbruchs kommt es auch zu Behinderungen im Zugverkehr.
Hochwasser Deichdurchbruch südlich von Magdeburg Der völlig durchweichte Schutzwall hat den Wassermassen nachgegeben. Die Behörden starten die Zwangsevakuierung. zum Video
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In Schleswig-Holstein bereiten sich die Menschen derweil auf den Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers vor. Die hochwassergefährdete Unterstadt von Lauenburg wurde bis Montagvormittag komplett geräumt.
Die Behörden haben den erwarteten Höchststand am Sonntag noch einmal um fünf Zentimeter nach oben korrigiert. Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf (Landkreis Lüneburg) auf der anderen Elbeseite von Lauenburg bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter.
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Die Grünen fordern indessen als Konsequenz aus dem Jahrhunderthochwasser die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen entlang der Flüsse als Überschwemmungsgebiete. "Die Massenevakuierungen von Zehntausenden in Magdeburg zeigen: Immer neue Jahrhunderthochwasser können wir nicht nur mit Deichbauten bekämpfen. Wir benötigen mehr Raum für unsere Flüsse", sagte Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin der "Passauer Neuen Presse".
Quelle: dpa, AFP